Es gibt wahrscheinlich nur wenige Menschen, die von sich behaupten können, schon einmal ein Lebensmittel mit Emmer gegessen zu haben. Wahrscheinlich hören viele diesen Namen sogar zum ersten Mal. Doch bereits die Römer nutzten das als Zweikorn bekannte Getreide als Grundnahrungsmittel bis es von Weizen, Dinkel und Roggen verdrängt wurde. Inzwischen ist  Emmer, eine der ältesten kultivierten Pflanzen Europas, fast gänzlich aus unseren Küchen verschwunden. Doch seit einigen Jahrzehnten steht das Getreide, das selbst zur Gattung des Weizen gehört, wieder im Blickpunkt einiger Wissenschaftler.

Warum Weizen, Dinkel, Gerste und Roggen Emmer ersetzten

Bereits im Mittelalter lösten die uns bekannten Getreidesorten Weizen, Dinkel, Gerste und Roggen die alte Kulturpflanze Emmer als Grundnahrungsmittel ab, da sie schlichtweg ertragreicher waren.Obwohl Emmer selber eine Weizenart ist, ist er in der Verarbeitung wesentlich aufwendiger. Da das Korn von seinem Spelz sehr fest umschlossen ist, muss es in einem zusätzlichen Verarbeitungsschritt in einer Mühle von seiner Hülle getrennt werden, während Weizen schon beim Dreschen seinen Spelz verliert.

Später erwies sich auch Dinkel als weniger ertragreich und wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts immer weniger angebaut. Seit einigen Jahrzehnten erlebt er allerdings eine Renaissance, was dem Zweikorn bisher noch nicht gelungen ist.

Das Problem bei der Kultivierung von Emmer begann für den Agrarwissenschaftler Friedrich Longin, der den Anbau von Emmer wieder lohnenswert machen will, schon mit der Beschaffung des Saatguts, das es nicht einfach zu kaufen gab. Er hatte Glück und fand es in einer Saatgut-Bibliothek, die in einigen europäischen Städten schon seit Jahrhunderten existieren. Er experimentierte auf verschiedenen Anbauflächen in Niedersachsen und Baden-Württemberg.

Von größtem Interesse ist dabei hauptsächlich der „Schwarze Emmer“, dessen Ähren vom Farbstoff Carotin rötlich-grau gefärbt sind und ihn fast krank aussehen lassen.

Beim Vergleich des konventionellen Anbaus mit Bio-Anbau, erwies sich die ökologische Kultivierung als weniger ertragreich. Überhaupt sind die verschiedenen Sorten im Ertrag sehr unterschiedlich, ebenso wie in ihrer Wuchshöhe. Vergleicht man den Ertrag mit Weizen, kommen die zwei vielversprechendsten Emmer-Sorten Ramses und „Heuholzer Kolben“ nur auf die Hälfte von dem, was unser beliebtestes Getreide einbringt.

Doch Friedrich Longin ist überzeugt, dass im Emmer noch viel Potential steckt, denn er steht gerade erst am Anfang, während der Weizen eine hochgezüchtete Kulturpflanze ist. Dafür muss allerdings eine Sorte entwickelt werden, die die beiden Eigenschaften kurze Halme und hoher Ertrag kombiniert. Denn das Problem vieler Emmer-Sorten ist, dass er zu hoch wächst und so die Gefahr des Umkippens droht. Deshalb versuchen Wissenschaftler, allen voran Longin, Sorten mit kürzeren Halmen zu züchten.

Eine Möglichkeit, dieses Problem zu beheben, wäre den Emmer im Ablauf der Vegetationsperiode weiter nach hinten zu setzen, so dass er durch den bereits ausgelaugten Boden weniger Nährstoffe erhält und nicht so hoch wächst.

Auch chemische Stoffe könnten die Wuchshöhe eindämmen, sind dann aber nicht mehr mit dem Bio-Anbau vereinbar. Der natürlichste Weg wäre allerdings, eine weitere Emmer-Sorte in den Genbanken zu finden, die von sich aus eine niedrigere Wuchshöhe hat.

Erste Hoffnung auf eine Wiederentdeckung von Emmer hat Longin bereits. Im letzten Herbst war das Saatgut für Emmer zum ersten Mal wieder ausverkauft.

Wofür der Aufwand um Emmer?

Die verschiedenen Emmer-Sorten sollen sehr vielversprechend im Geschmack sein. Das mit ihm gebackene Brot schmeckt nussig und das aus ihm gebraute Bier kräftig-würzig. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass er sehr eiweiß- und mineralstoffreich ist. Seine Klebeeigenschaften beim Backen hängen allerdings von der Sorte ab. Aber auch für die Nudelherstellung könnte die richtige Sorte geeignet sein.

 

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