Die wilde Welt der Bakterien in unserem Mund
Der National-Zoo in Washington DC ist ca. 66 Hektar (ca. 660.000 m2) groß und bildet eine Heimat für etwa 1.500 Tiere von rund 300 verschiedenen Tierarten. Das sind umgerechnet knapp 23 Tiere oder 4,5 Arten je Hektar. Das ist eine hohe Anzahl! Doch es gibt Gegenden auf der Erde, da ist die Anzahl der Arten noch viel höher. Eine solche „Gegend“ tragen Sie ständig mit sich herum: in Ihrem Mund. Wussten Sie das? In diesem Moment, in dem Sie das hier lesen, beherbergt Ihr Mund wahrscheinlich ungefähr die gleiche Anzahl von (Bakterien-)Arten wie der gesamte Zoo in DC! Unvorstellbar? Vielleicht, aber genau so soll es sein!
Mindestens 700 verschiedene Mundbakterien
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sogar eine noch viel höhere Anzahl von Bakterienarten gibt, die im Mund wohnen können: mindestens 700 verschiedene Bakterienarten können es demnach im Mund sein. Und es finden sich immer wieder neue, gerade einmal die Hälfte dieser Bakterienarten hat überhaupt schon einen eigenen Namen.
Der erste Mensch, der Bakterien im Mund gesehen und auch beschrieben hat, war der niederländische Wissenschaftler Antonie van Leeuwenhoek. Dabei war er gar kein Wissenschaftler, aber er hatte die damals neu aufkommende Mikroskopie zu seinem Hobby gemacht und sich diesem intensiv gewidmet. Er baute damals seine Mikroskope selbst. Dabei widmete er sich ganz besonders dem Schliff der optischen Linsen und konnte so für die damalige Zeit ungeheure Entdeckungen machen. Die handgeschliffenen Linsen in seinen Mikroskopen waren außergewöhnlich leistungsfähig und ermöglichten eine bis zu 270-fache Vergrößerung! Andere Mikroskope der Zeit waren erheblich schlechter und erzeugten vor allen unschärfere Bilder.
Die hohe Anzahl von Bakterienarten im Mund hat Leeuwenhoek allerdings damals noch nicht feststellen können. Aber als er im Jahre 1683 er Plaque-Proben untersuchte, die aus dem Mundraum älterer Männer stammten, die niemals ihre Zähne geputzt hatten. entdeckte er in diesen Proben eine Vielzahl von „kleinen Tierchen“, wie er es nannte. Heutzutage wissen wir, das waren die Mund-Bakterien, die Leeuwenhoek dort als einer der ersten Menschen überhaupt betrachten konnte. Interessanterweise bezeichnete der Zoologe Charles A. Kofoid noch im Jahr 1929 diese Bakterien fälschlicherweise als „tierische Parasiten“. Er beschrieb jedoch richtig die Zusammenhänge zwischen deren Vorkommen und Zahnerkrankungen.
Nicht alle Bakterien sind schlecht
Apropos Erkrankung – ganz und gar nicht immer sind Bakterien schlecht für unsere Gesundheit. Bestimmte Bakterien brauchen wir, um gesund zu bleiben. Denn gerade im Mundraum, wo es feucht und warm ist, können sich alle Bakterien gut vermehren. Damit wir aber dennoch gesund bleiben können, brauchen wir gute Bakterien, die die schlechten verdrängen und kontrollieren können. So entsteht eine gesunde Balance aller Bakterien im Mund.
Keine gute Sache ist es, den Mund regelmäßig mit Antibiotika zu „reinigen“, das ist falsch verstandene Hygiene! Zähneputzen ist hingegen wichtig für unsere Gesundheit, um die hartnäckigen Plaques an den Zähnen zu entfernen. Der Einsatz von antibakteriellem Mundwasser hingegen sollte vermieden werden, denn damit werden alle Bakterien und Mikroben beseitigt, die guten gesunden und die schlechten. Der Mund hat dann keine ausgewogene, gesund Balance mehr. Genau daraus können schließlich Krankheiten entstehen, wenn die schlechten Bakterien im Mund womöglich nach solch einer radikalen antibiotischen Reinigung die Oberhand gewinnen.
Das heißt im Klartext: Eine gute Zahnhygiene, also regelmäßiges Putzen und der Einsatz von Zahnzwischenraum-Bürstchen und Zahnseide ist wichtig, um die Zähne gesund zu erhalten. Damit reduzieren Sie immer wieder die Bakterienanzahl im Mund ohne jedoch die Balance zu zerstören.
Nebenbei bemerkt: 10% aller amerikanischen Erwachsenen zwischen 50 und 64 Jahren haben keine eigenen Zähne mehr. Das ist in den meisten Fällen sicherlich die Folge von schlechter (zuckerreicher) Ernährung gepaart mit schlechter Mundhygiene. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs: Schlechte Zahnhygiene führt außerdem zu Mundgeruch, Zahnfleischerkrankungen, Herzerkrankungen und vielem mehr. So beobachteten z. B. Wissenschaftler am Luzhou Medical College in China in ihren Experimenten, dass jene Teilnehmer, die an Zahnfleischerkrankungen litten auch eine erektile Dysfunktionen (fehlende Penisversteifung beim Geschlechtsakt) zeigten. Wer will das schon haben?
Vergessen Sie also nicht, Ihre Zähne regelmäßig morgens und abends vor dem Schlafengehen zu putzen! So können Sie die Anzahl der schlechten, karies- und mundgeruch-erzeugenden Bakterien im Mund zu verringern und die Balance mit den guten Bakterien unterstützen. Ihre Zähne, Ihr Zahnfleisch, Ihr Mund, Ihr ganzer Körper und auch die Menschen in Ihrem Umfeld werden dankbar dafür sein!
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