Meist werden seelische Belastungen, Stress oder Überforderungen des Alltags mit psychischer Gesundheit in Zusammenhang gebracht. Aber was ist mit dem schlechten Bauchgefühl, das man dabei hat? Unser Bauch hat starken Einfluss auf unsere Stimmung, psychische Gesundheit, unsere Burnout-Gefährdung und viele Gehirn- beziehungsweise Nervenerkrankungen. Aber wie funktioniert das?

Was hat mein Bauch und mein Gehirn gemeinsam?

Neben dem Gehirn ist der Darm unsere größte Ansammlung an Nervenzellen. Es werden daher das Zentrale Nervensystem (ZNS) und das Enterische Nervensystem (ENS) voneinander unterschieden. Diese Teilung findet schon bei der Entwicklung des Embryos statt. Aufgrund einer sehr hohen Dichte an Nervenzellen wird das ENS oft auch als unser „Bauchgehirn“ bezeichnet.

Interaktion zwischen Bauch und Gehirn

Dieses Bauchgefühl kennen wir alle: Schmetterlinge im Bauch wenn es uns so richtig gut geht oder auch Appetitlosigkeit durch Nervosität, Wut oder Stress. Aber genauso können uns Probleme des Organs, wie beispielsweise eine Magenverstimmung, die Laune vermiesen. Auch die Forschung und Wissenschaft findet immer mehr Belege dafür, dass der Darm für unsere Gesundheit von großer Bedeutung ist. So ist auch das Risiko an Angststörungen, ADHS, Depression, und Autismus zu erkranken größer, wenn der Darm nicht fit ist.

Einer der wichtigsten Nerven für unseren Bauch ist der Vagusnerv (medizinisch: Nervus vagus), der zu den zehn Hauptnerven, den sogenannten Hirnnerven, die vom ZNS ausgehen, gehört. Er verbindet dort das ZNS mit dem ENS.

Wie läuft das ab? Vermittler zwischen den beiden großen Nervenzentren sind die als Neurotransmitter bezeichneten Botenstoffe, wie beispielsweise Serotonin (das „Glückshormon“), Dopamin oder GABA (Gamma-Amino-Butter-Säure). Da all diese Botenstoffe sowohl im ZNS als auch im ENS gebildet werden, werden sie auch von beiden als „Information“ verstanden. An diesem Punkt setzt auch die Wirkung des Bauches auf die Psyche an!

Stabile Psyche dank einem gesunden Darm

Ein gutes Beispiel ist das Serotonin: Die vorliegende Menge ist im ENS als Serotoninquelle deutlich höher als im Gehirn. Da in vielen Fällen der Mangel an Serotonin im Gehirn eine Ursache für Depressionen ist (bzw. sein kann), ist es wichtig die Darmgesundheit nicht außer Acht zu lassen. Ist dieser nämlich nicht fit, kann er die im Gehirn benötigte Serotoninmenge nicht unterstützend bereitstellen. Auch deshalb schlagen häufig medikamentöse Therapien, beispielsweise mit Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern, nicht an. Erfolgsversprechender könnte in diesem Fall eine Ernährungsumstellung ergänzt durch eine therapeutische Behandlung mit geeigneten Probiotika sein. Stimmt die Darmflora, dann ist der Weg zur Gesundheit von Gehirn und Geist geebnet. Zur Darmflora gehören sowohl gute als auch schlechte Bakterien die den menschlichen Darm bevölkern. Gute Bakterien unterstützen die Gesundheit, indem sie den Darm durch die dichte Besetzung seiner Schleimhaut vor Infektionen schützen. Im Gegensatz dazu tragen schlechte Bakterien zu einem ungesunden Darmklima bei. Dies kann bei Betroffenen zu Fäulnis und Gasbildung sowie Infektionen wie Magen-Darm-Grippe führen. Studien bestätigen darüber hinaus noch weit wichtigere Funktionen unserer Darmflora: Im „Journal of Neurogastroenterologie and motility“ (1) wurden im Dezember 2011 von einer Forschungsgruppe Untersuchungsergebnisse zur Darmflora veröffentlicht. Sie hatten bei Mäusen, die an infektiöser Colitis, einem endzündlichen Darminfekt litten, ein überängstliches Verhalten beobachtet. Nach der Verabreichung von „guten“ Darmbakterien (Bifidobacterium longum) nahm die Ängstlichkeit dieser Tiere wieder ab und ihr Verhalten normalisierte sich. Es wurde festgestellt, dass nach der Behandlung die Nerven des ENS weniger reizbar waren und dies über den Nervus vagus auch dem Gehirn mitteilten. Der Nervus vagus spielt hier insofern eine wichtige Rolle, als dass auch getestet wurde, wie die Mäuse reagieren, wenn ihnen statt der Behandlung mit guten Bifidobakterien der Vagusnerv durchtrennt wird. Diese Mäuse zeigten im Vergleich zu vorher jedoch keine übernormale Ängstlichkeit. Schon ein halbes Jahr zuvor, im Juli 2011, wurden Studien mit ähnlichen Ergebnissen zu GABA und PNSA (2) veröffentlicht, in denen gesunden Mäusen das „gute Bakterium“ Laktobacillus rhamnosus verabreicht wurde. Nach der Gabe war weniger angst- oder depressionsähnliches Verhalten beobachtbar. Hinzu kam auch eine Reduktion des Stresslevels bzw. ein niedrigeres Stress-Hormonlevel. Es ist nicht neu, dass unser „Glückshormon“ Serotonin viel mit der Darmflora zu tun hat. Schon 1996 wurde in Untersuchungen gezeigt (3), dass sowohl die im Darm lebenden Bakterien als auch die Ernährung die Serotoninbildung im Darm stark beeinflussen. Im Sinne einer gesunden Psyche ist es also durchaus sinnvoll den Darm und seine Bewohner mit der richtigen Ernährung und einer geeigneten Therapie gesund zu erhalten.

Das können Sie für Ihre guten Darmbakterien tun

Es gibt sehr einfache Maßnahmen um seine Darmflora gesund zu halten: 1. Die Auswahl geeigneter Lebensmittel: Meiden Sie stark verarbeitete Lebensmittel, mit Ausnahme milchsauer vergorener Lebensmittel wie beispielsweise Sauerkraut, eingelegtes Gemüse, Fermentiertes 2. Vermeidung von Zucker Durch Zucker geht es den „schlechten“ Bakterien in Ihrem Darm zu gut und sie beginnen die „guten“ zu verdrängen. Vermeiden Sie daher möglichst eine hohe Zuckeraufnahme. 3. Antibiotika, Chemikalien, Schadstoffe und Toxine – ein No-Go „Gute“ Darmbakterien reagieren empfindlich auf diese Stoffe. Antibiotika sind bei medizinischer Notwendigkeit natürlich erlaubt. 4. Richtig und ausreichend Trinken Empfehlenswert sind Wasser oder Kräutertees, wobei auf Chlor oder Fluor versetztes Wasser genauso zu verzichten ist wie auf den übermäßigen Genuss von gesüßten Getränken und Alkohol. 5. Einnahme von gesunden Probiotika Da man nicht allem Nachteiligen aus dem Weg gehen kann, ist es wichtig, den Darm mit gesunden Probiotika zu unterstützen. 6. Babys sollten, solang wie es geht, gestillt werden Sie bewirken damit neben vielen anderen positiven Effekten die Entstehung einer gesunden Darmflora Ihres Kindes.

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Literatur: (1) Bercik P, Park AJ, Sinclair D, Khoshdel A, Lu J, Huang X, Deng Y, Blennerhassett PA, Fahnestock M, Moine D, Berger B, Huizinga JD, Kunze W, McLean PG, Bergonzelli GE, Collins SM, Verdu EF.: The anxiolytic effect of Bifidobacterium longum NCC3001 involves vagal pathways for gut-brain communication. Neurogastroenterol Motil. 2011 Dec;23(12):1132-9. doi: 10.1111/j.1365-2982.2011.01796.x. Epub 2011 Oct 11. (2) Bravo JA, Forsythe P, Chew MV, Escaravage E, Savignac HM, Dinan TG, Bienenstock J, Cryan JF.: Ingestion of Lactobacillus strain regulates emotional behavior and central GABA receptor expression in a mouse via the vagus nerve. Proc Natl Acad Sci U S A. 2011 Sep 20;108(38):16050-5. doi: 10.1073/pnas.1102999108. Epub 2011 Aug 29. (3) Sharma, R.; Schuhmacher, U.: The diet and gut microflora influence the distribution of enteroendocrine cells in the rat intestine. Experientia, 1996, Jul, 15, 52(7):664-670