Mehr als 200 Industriechemikalien sind in Produkten wie Pestiziden, Düsentreibstoff und Flammschutzmitteln zu finden, und befinden sich auch in Blut und Muttermilch der westlichen Bevölkerung.

Toxine, denen Sie bereits im Mutterleib ausgesetzt sind, verursachen genetische Veränderungen, die Ihre eigene Gesundheit und die Ihrer Nachkommen beeinträchtigen.

Es werden immer mehr Kinder geboren, die an den Auswirkungen dieser Giftstoffe leiden, und die Chemiekonzerne ignorieren bislang alle diesbezüglichen Warnungen.

Die vermuteten und nachgewiesenen Gesundheitsrisiken durch Industriechemikalien steigen immer weiter an und die Chemiekonzerne verwenden sehr viel Geld für Werbung ihrer Produkte, aber nicht dafür, die toxischen Auswirkungen einzudämmen oder zu verringern oder gar zu verhindern.

Die Vergiftungen durch industriell hergestellte Chemikalien lassen den Anteil neurologischer und mentaler Behinderungen kontinuierlich ansteigen

Im Jahr 2014 veröffentlichten die Dres. Philippe Grandjean und Philip Landrigan eine Rezension in der Zeitschrift „The Lancet Neurology“ mit dem Hinweis, „dass Industriechemikalien für das sich entwickelnde Gehirn eine große Gefahr darstellen. Diese Vergiftungen sind die Ursache von Nerven- und Entwicklungsstörungen4.

Dazu gehören Autismus, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung, Legasthenie und andere kognitive Beeinträchtigungen“.

Sie erklärten:

Im Jahr 2006 haben wir eine systematische Überprüfung durchgeführt und fünf Industriechemikalien als Entwicklungs-Neurotoxine identifiziert:

  • Blei
  • Methylquecksilber
  • polychlorierte Biphenyle
  • Arsen und
  • Toluol“.

Seit dem Jahr 2006 wurden mit Hilfe epidemiologischer Studien sechs weitere Entwicklungs-Neurotoxine detektiert und dokumentiert:

  • Mangan
  • Fluorid
  • Chlorpyrifos
  • Dichlorodiphenyltrichloroethane
  • Tetrachlorethen und die
  • polybromierten Diphenylether.

Postuliert wird, dass weitere Neurotoxine bislang unentdeckt blieben.

Um die Pandemie der Entwicklungs-Neurotoxizität zu steuern, wird eine globale Präventionsstrategie vorgeschlagen.

Sämtliche ungeprüften Chemikalien sollten als „nicht sicher“ deklariert werden und erst nach wissenschaftlichen Untersuchungen und Studien  freigegeben werden, so kann sichergestellt sein, dass nicht noch weitere Chemikalien in Umlauf kommen, die sich dann als neurotoxisch herausstellen.

Blei

Heute wissen wir, dass bereits eine winzige Menge von Bleistaub einen IQ-Verlust verursachen kann, und auch zu Verhaltensstörungen und Hörverlust bei Kindern führen kann.

Die Exposition gegenüber größeren Mengen (die relativ gesehen noch klein sind) können Koma oder Krämpfe sein und auch zum Tode führen.

In den 1920er Jahren wurde Blei für Rohre und Farbe verwendet. Auch andere Chemiezweige und die Tabakindustrie arbeiteten mit Blei oder bleihaltigen Produkten, einige Unternehmen praktizieren diese Vorgehensweise leider auch noch bis heute5.

Industriechemikalien werden sehr häufig nicht auf ihre Sicherheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft, bevor sie auf den Markt gebracht somit in unserer Umwelt freigesetzt werden.

Weit mehr als 10.000 chemische Zusätze mit fragwürdigen Sicherheitseigenschaften sind alleine in Lebensmitteln und Lebensmittelverpackungen zu finden.

Toxische Substanzen gelangen in unseren Körper durch ungeprüfte, zahlreiche Chemikalien, enthaltende Produkte

Etwa 13.000 verschiedene Chemikalien werden von der Kosmetikindustrie verwendet, von diesen wurden bislang nur 10% auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit überprüft.

Es wird vermutet, dass eine von fünf Krebserkrankungen durch Exposition gegenüber Umweltchemikalien verursacht wird, so die Ergebnisse einer Studie, die in der Zeitschrift Karzinogenese veröffentlicht wurde6.

Die entsprechenden Untersuchungen ergaben, dass kumulative Auswirkungen von nicht-karzinogenen Chemikalien ebenfalls karzinogene Aktivitäten anstoßen können, was die bislang herkömmlichen Tests für Karzinogene in Frage stellt.

Für die 22.000 Chemikalien, die seit 1976 eingeführt wurden, gibt es von Seiten der Chemiekonzerne wenig oder gar keine Informationen, die dem EPA in Bezug auf ihre möglichen gesundheitlichen oder ökologischen Auswirkungen zur Verfügung gestellt wurden.

Und eben diese Chemikalien werden in Spielzeugen und anderen Produkten für Kinder, Reinigungs- und Körperpflegeprodukten, Möbeln, Elektronikartikeln, Lebensmittel- und Getränkebehältern, Baumaterialien, Textilien und in den Autoinnenräumen gefunden.

Die Folgen der industriellen Last für künftige Generationen

Es ist deutlich geworden, dass Umweltchemikalien, auch bei niedrigen Dosen, Störungen der hormonellen, reproduktiven Funktion und des Immunsystems verursachen.

Die Chemikalien, die sich angesammelt haben und in der Umwelt verbleiben – in unserer Nahrung, Wasser, Luft und unseren Haushalten – stehen in enger Verbindung mit Erkrankungen wie Krebs, können Geburtsschäden hervorrufen und Asthma, verursachen reproduktive Probleme und vieles mehr.

Das genaue Schadenspotenzial der Umweltchemikalien zu quantifizieren, insbesondere der in utero-Schäden, ist nicht einfach.

Allerdings haben die bisherigen Studien bereits einige beunruhigende Ergebnisse erbracht.

Eine Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift PLoS Computational Biology9, stellte fest:

„Eine 1%ige Zunahme der genitalen Missbildungen bei männlichen Neugeborenen war in einem bestimmten Klientel assoziiert mit einer um 283% erhöhten Autismus- Rate“.

Nach Angaben der Wissenschaftler sind genitale Fehlbildungen wie Mikropenis, Hodenhochstand und Hypospadie Anzeichen für eine Exposition gegenüber schädlichen Giftstoffen.

Folgen für künftige Generationen

Was vielleicht noch schockierender für uns alle ist, ist die Tatsache, dass die Giftstoffe, denen Sie bereits im Mutterleib ausgesetzt sind, durch vererbte genetische Veränderungen Auswirkungen auf künftige Generationen hat10.

„Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts wurden zig Millionen Kinder durch Blei vergiftet und weitere Millionen leben in der Gefahr, auch noch heute damit vergiftet zu werden.

Hinzu kommen die Risiken, dass eben diese Kinder mit  industriellen Giftstoffen wie Quecksilber, Asbest und polychlorierten Biphenylen (als PCB besser bekannt), konfrontiert werden“.

Ihr Körper ist kein Toxin-Abladeplatz

Unter Berücksichtigung aller möglichen Quellen giftiger Chemikalien ist es praktisch unmöglich, alle zu vermeiden.

Dies bedeutet aber nicht, dass Sie alles still erdulden müssen und Ihren Körper als Toxin-Abladeplatz zur Verfügung stellen müssen.

Solange, bis es eine Veränderung auf globaler Ebene gibt, können Sie Ihre Belastung begrenzen, wenn Sie eine Reihe von Schlüsselprinzipien im Auge behalten.

  • Konzentrieren Sie Ihre Ernährung auf lokal angebaute, frische und idealerweise Bio-Vollwertkost. Verarbeitete und verpackte Lebensmittel sind eine gemeinsame Quelle für Chemikalien, sowohl im Lebensmittel selbst als auch in der Verpackung. Waschen Sie Ihre frischen Produkte gut, vor allem, wenn diese nicht organisch angebaut wurden.
  • Wählen Sie Fleisch- und Milchprodukte gut aus, vermeiden Sie industriell hergestellte Produkte, denn in den industriell erzeugten Produkten befinden sich Pestizide und Düngemittel, diese beeinträchtigen die Funktion Ihrer Hormone.

Vermeiden Sie auch Milch- und Milchprodukte, welche die gentechnisch hergestellten rekombinanten Rinderwachstumshormone enthalten.

  • Anstatt konventionell produzierten Fisch zu essen, der oft stark mit PCB und Quecksilber belastet ist, ergänzen Sie Ihre Ernährung besser mit einem hochwertigen Krill-Öl oder essen Fisch aus Wildfang wie z. B. wilden Lachs, Sardellen und Sardinen.
  • Kaufen Sie Produkte in Glasflaschen, und nicht in Behältnissen aus Kunststoff oder Konservendosen, denn viele Chemikalien gelangen durch den Auslaugungsprozess in die darin befindlichen Nahrungsmittel. Beachten Sie, dass „BPA-freie“ Kunststoffe typischerweise endokrin wirksame Chemikalien enthalten, die ebenso schädlich für Sie sind wie Bisphenol-A (BPA).
  • Bewahren Sie Ihre Speisen und Getränke in Glas auf anstatt in Kunststoff, und vermeiden Sie die Verwendung von Plastikfolien.
  • Verwenden Sie Glas-Babyflaschen.
  • Ersetzen Sie Ihre Antihaft-Töpfe und Pfannen mit welchen aus Keramik oder Glas.
  • Filtern Sie Ihr Leitungswasser: Gemeint sind das Trink- und auch Ihr Bade- oder Duschwasser.

Die meisten Leitungswasser enthalten Toxine, einschließlich Fluoriden, diese können mit der Verwendung eines Umkehrosmosefilters herausgefiltert werden.

  • Bei fertigen Produkten gilt: Sehen Sie nach, ob diese aus kontrolliertem, nachhaltigem, biologischem Anbau/alternativer Produktion stammen und gentechnikfrei sind.

Dies gilt für alles, angefangen von Lebensmitteln und Körperpflegeprodukten bis hin zu Baustoffen, Teppichböden, Farben, Babyartikeln, Möbeln, Matratzen und vielem mehr.

  • Verwenden Sie einen Staubsauger mit einem HEPA-Filter, um kontaminierten Hausstaub zu entfernen. Dies ist eine der wichtigsten Wege zur Verminderung der Exposition gegenüber flammhemmenden Chemikalien.
  • Wenn Sie neue Produkte wie Möbel, Matratzen oder Teppichunterlagen kaufen, erwägen Sie den Kauf chemikalienfreier Sorten, mit natürlichen, weniger brennbaren Materialien, wie Leder, Wolle, Baumwolle, Seide und Kevlar.
  • Vermeiden Sie nicht-rostende und wasserfeste Kleidung, Möbel und Teppiche mit perfluorierten Chemikalien (PFCs).
  • Stellen Sie sicher, dass das Spielzeug Ihres Babys BPA-frei ist, dazu gehören Schnuller, Beißringe und alles, woran Ihr Kind gut saugen oder kauen kann. Dazu gehören auch Baby- und Kinderbücher, die schädliche Weichmacher enthalten.
  • Verwenden Sie natürliche Reinigungsprodukte oder stellen Sie selbst welcher her.

Vermeiden Sie diejenigen, die 2-Butoxyethanol (EGBE) und Methoxydiglycol (DEGME) enthalten- zwei giftige Glykolether, die Ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigen und den Fötus schädigen können.

  • Schalten Sie bei Ihrer Körperpflege um auf Bio-Pflegeprodukte, einschließlich Shampoo, Zahnpasta, Antitranspirantien, und Kosmetik12.
  • Ersetzen Sie Ihren Vinyl-Duschvorhang mit einem anderen Stoff oder verwenden Sie Glastüren.
  • Ersetzen Sie Damenhygieneprodukte (Tampons und Damenbinden) durch sicherere Alternativen.
  • Stellen Sie um auf parfümfreie Produkte. Ein künstlich hergestellter Duft kann Hunderte von Chemikalien enthalten, darunter sicher auch potentiell toxische Chemikalien. Vermeiden Sie Weichspüler und Trocknerdüfte, denn diese enthalten einen gefährlichen Mix aus synthetischen Chemikalien und Duftstoffen.

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Bildquelle: Fotolia

Quellen und Referenzen

  • New York Times, 13. Februar 2016
  • Mother Jones, 13. Februar 2016
  • Organic Consumers Association, 9. Februar 2016
  • 1, 2, 3, 5 New York Times, 13, Februar 2016
  • 4 The Lancet Neurology, 14. Februar 2014
  • 6 Karzinogenese 2015, Juni; 36 Suppl. 1: S254-96
  • 7 Organic Consumers Association, 9. Februar 2016
  • 8 Umwelt Amerika, Tyson Foods, Inc.
  • 9 PLoS Computational Biology, 13. März 2014 [Epub ahead of print]
  • 10 Environmental Working Group, 14. Juli 2005
  • 11 Mother Jones, 13. Februar 2016
  • 12 EWG Skin Deep-Datenbank